Der Köcherbaum ist endemisch in den heißen und trockenen Gebieten des südlichen Afrikas: vom nördlichen Kapland (ab Loeriesfontein) bis zum Brandberg in Namiba. Von Westen nach Osten erstreckt sich das Gebiet von der Westküste ab ca. 200km inland bis auf die Höhe von Prieska und Postmasburg. Manchmal häufig bis dominant auftretend, manchmal gar nicht oder nur selten zu sehen, - die Verteilung und Häufigkeit des Köcherbaums ist über das gesamte Verbreitungsgebiet sehr unterschiedlich. Insgesamt gesehen nimmt die Häufigkeit von Norden nach Süden zu.
Er bevorzugt vor allem heiße Felswüsten, in denen der schwarze Doleritfelsen (black rock/ Ysterklip) oder Granit vorkommt. In Namibia ist zu beobachten, daß er oft im Zusammenhang mit dem Dolerit (afr.: Ysterklip) zu sehen ist. Meist wächst er an Hängen oder auf Kuppen(afr.:koppies), seltener auf Ebenen (wie z.B. an der Blutkuppe/Namibia) oder Felsnasen, jedoch nie in tiefem Sand- oder Alluvialboden.
Meist tritt der Köcherbaum als Solitär oder in lockeren Verbänden auf, selten in waldartigen Beständen, die eine Besonderheit sind.
Der Köcherbaum wächst sehr langsam, wird aber bis zu 8m hoch, selten größer. Im Durchschnitt ist er 3-8m groß, selten größer und kann bis zu 400 Jahre alt werden. Das genaue Alter eines Baumes läßt sich jedoch wegen fehlender Jahresringe nicht sicher belegen. In den ersten Jahren seines Lebens ist der Köcherbaum kaum von einer anderen Aloe zu unterscheiden. Erst nach ca. 20 Jahren wächst er in die Höhe und bildet Äste aus.
Der Stamm eines ausgewachsenen Köcherbaumes kann an der Basis einen Umfang von einem Meter und mehr
erreichen, verjüngt sich jedoch nach oben. Etwa auf halber Baumhöhe öffnen sich vom Stamm aufstrebende
Äste, die sich zunehmend gabelartig verzweigen. Daher auch der Name „Dichotoma“ (= gabelartig).
Die silbrigfarbenen
Äste enden in schopfartigen Blattrosetten aus gelbgrünen bis blau-grünen lanzettlichen, fleischigen Blättern.
Sie sind 25 - 35 cm lang, ca. 5 cm breit und venenlos.
Die Blattkanten haben einen gelbbraunen Rand und sind mit einer Reihe kleiner gelbbraunen Zähne (1mm) besetzt, die an den Blattspitzen immer kleiner werden. Bei älteren Blättern sind sie kaum noch zu erkennen. Die Baumkrone ist meist symmetrisch und verleiht dem Baum ein kandelaberartiges Aussehen. Je nach Alter und Wachstumsbedingungen ist die Baumkrone allerdings unterschiedlich ausgebildet: von einer symmetrischen Pilzform bis zu wenigen aufrechtragenden Ästen.
Die Rinde des Stammes ist ocker-/ goldfarben und rissig; es sieht aus, als würde sich der Stamm schuppen.
Diese "Schuppen" sind an den Kanten messerscharf.
Die Äste dagegen haben oft noch eine glatte
silbrig-glänzende Rinde, wie sie auch an den Stämmen jüngerer Köcherbäume zu finden ist.
Das Holz ist leicht, außen hart und innen faserig/ schwammig, um Wasser speichern zu können. Es ist
nutzlos, im Sinne von Brennmaterial.
Das Wurzelsystem ist weitverzweigt und verankert den Baum fest im Untergrund.
Erstmals im Alter von 20 bis 30 Jahren blühen die Köcherbäume. Im Winterhalbjahr (April/ Juli) tragen sie
die für Aloen typischen ca. 30 cm langen, senkrecht aufragenden Blütenstände, die mit kanariengelben Blüten
besetzt sind. Der Blütenstand wächst oberhalb der Rosette heraus und verzweigt sich dichotom zu drei bis fünf
breiten zylindrischen Trauben, die oben spitz zulaufen. Die 3 cm langen Blüten sind schmal und röhrenförmigen.
Die Hauptblütezeit ist im Juni/Juli, kann sich aber auch im Zeitraum von zwischen April und September verscheiben.
Auch im Dezember wurden schon Blüten gesichtet.
Der senkrechte Blütenstand unterscheidet den Köcherbaum von einer weiteren ihr ähnlichen Baumaloe, der Aloe pillansii.
Die Blüten haben reichlich Nektar, der viele Vögel und Insekten anzieht, die wiederum die Blüten bestäuben.
Auch Paviane naschen gerne von dem Nektar.
Die Fortpflanzung geschieht durch Samen, die zwischen September und November reif sind und vom
Wind verteilt werden. Die Samenkapsel sieht aus wie die anderer Aloenarten: fast ovalförmig mit 6
länglichen Furchen.
In den extremen Umweltbedingungen (niedrige Luft- und Bodenfeuchtigkeit, manchmal weniger als 50mm Regen im Jahr, starke Sonneneinstrahlung) hat der Köcherbaum spezielle Fähigkeiten entwickelt, um Wasserknappheit als auch Frost zu überstehen. "Sukkulenz" (lat. "succus" = Saft) heißt die Überlebensstrategie.
In der kurzen Regenperiode sammelt der Köcherbaum genug Wasser, um auch eine längere Dürre schadlos zu
überdauern.
Das Wurzelsystem erlaubt dem Köcherbaum, auch kleinste Mengen Feuchtigkeit schnell aufzunehmen.
Der Stamm und die Äste haben ein spezielles wasserspeicherndes Zellgewebe, das als Wasserreservoir dient.
Desweiteren reflektiert die glänzende Rinde von Stamm und Ästen die Hitze.
Die Blätter sind mit einer dicken, wasserundurchlässigen Oberhaut versehen und besitzen versenkte und
vollständig verschließbare Blattporen, wodurch der Wasserverlust auf ein Minimum reduziert wird. Der
Köcherbaum wächst meist in Felsenlandschaft. Das Gestein erwärmt sich während des Tages und gibt nachts
diese langsam wieder ab. Es ist anzunehmen, dass auf grund dieses Mikroklimas der Köcherbaum selbst frostige
Nächte schadlos überstehen kann.
Der bittere Saft der Aloe, die rissige Rinde und die bezahnten Blätter dienen zum Schutz vor Tierfraß.
Mit dem Köcherbaum ist "Aloe ramosissima" , auch "maiden quiver tree" genannt, und "Aloe pillansii" (Riesenköcherbaum) verwandt.