Den Namen "Köcherbaum" verdankt Aloe Dichotoma den Buschmännern, die die weichen Zweige aushöhlten und die äußere harte Rinde als Pfeilköcher verwendeten. Erst im 17. Jahrhundert wurde der Name von den Europäern geprägt.
1685 wurde der Köcherbaum das erstem Mal von dem "Governor of Cape", Simon van der Stel erwähnt, als dieser zwischen 1685/6 Richtung Norden zu den Kupferbergen treckte (in der Nähe der heutigen Stadt Springbok), auf der Suche nach Kupfer. Sein Reisereport beinhaltete Zeichnungen von Fauna und Flora und Informationen zu diesen, darunter auch des Köcherbaums. U. a erwähnte er, daß die Khoikhoi aus den Ästen des Köcherbaumes Köcher für ihre Pfeile herstellten – daher der Name "Köcherbaum".
Die Buschmänner gehören zu der Gruppe der Khoisan, die sich aus den Khoikhoi und den San zusammensetzt. Als Jäger und Sammler führen sie ein Nomadenleben. Sie bevölkerten einst das südliche Afrika. Heute sind nur noch kleine Gruppen in der Kalahari zu finden, die nach der alten Lebensweise leben.
1774 bereiste der Botaniker Francis Masson zusammen mit Thunberg die Gegend am Nordende der Bokkeveldberge. Während Thunberg die neue Aloenart in seinem Reisebericht nur erwähnte, lieferte Masson eine detaillierte Beschreibung und nannte die „neue Art von Aloe.... Aloe dichotoma“. Da es auch später keiner detaillierten Beschreibungen gab, wurde Masson der Autor von Aloe dichotoma.
Der Köcherbaum ist das Wahrzeichen von Namibias Süden und ziert die Front der 50 Cent Münze.
Artikel Namibian Sun: The Quiver Tree - a Symbol of the South, Nov. 2011
In Namaland wurden die porösen, feuchten Aststücke oder auch die ganze Pflanze auch zum Kühlen von Wasser und Nahrungsmitteln verwendet.
Die gekochte Wurzel half gegen Asthma.
Der Blütennektar, auch "Witsap" genannt, ist ein leicht bitterer Durstlöscher.
Während der Blütezeit werden unzählige Vögel vom Blütennektar angezogen.
Darunter sind Mousebirds, Dusky Sunbirds und der Pied Barbet. Der Pied Barbet hat sich darauf spezialisiert,
Löcher im Baumstamm zu erweitern und dort sein Nest zu bauen.
(re.: Köcherbaumwald, Farm Gariganus)
Gemeinschaftwebervögel bevorzugen die Baumkrone als Nistplatz in Ermangelung
anderer großer Bäume oder Telefonmasten. Oftmals verdeckt das Nest die ganze Krone. Bis zu 400 Vögel leben in solchen Nestern,
in denen sich auch gerne andere Vögel mit einnisten, wie z.B. der Pygmy Falcon oder die Redheaded Finches. Es kann
durchaus vorkommen, daß der Baum unter der Last des Nestes zusammenbricht.
(links: Tirasberge unten:
Webervogelnest in einer Akazie)
Parallel zur B3, Karasburg (Namibia) Richtung Upington (RSA), verläuft die Bahnlinie, deren 3. letzte Station vor der südafrikanischen Grenze "Kokerboom" heißt. Ob es dort Köcherbäume gibt, gilt es noch zu erkunden. Aber laut Informationen aus dem Internet ist Kokerboom bekannt für seine bis zu 30m langen, 2 Millionen Jahre alten versteinerten Bäume, die weit verstreut zwischen riesigen Granitblöcken liegen.
Der Köcherbaum ist in vielen Wappen und Logos wiederzufinden, ist er doch das Wahrzeichen Namibias und in einigen Gegenden typisch. Keetmanshoop enthölt in seinem Stadtwappen den Köcherbaum, auch das Namibianische Tourism Board zeigt ihn dominant in ihrem Logo.
Resultate einer Feldstudie des South African National Biodiversity Institute (SANBI) ergaben, dass
Aloe dichotoma auf die Klimaerwärmung reagiert. Beobachtungen an 50 Lokalitäten innerhalb des Verbreitungsgebietes
ergaben zwei Tendenzen. Die Sterblichkeitsrate ist erstens bei Populationen an Hängen höher am Fuße des Hanges als
an der Spitze und zweitens ist sie im Norden des Verbreitungsgebietes höher als im Süden, weil das Klima im Norden
(näher dem Äquator) zunehmend heißer und trockener wird. Zukünftig könnte sich das Verbreitungsgebiet verkleinern
und ggf. nach Süden verschieben.
(Quelle: www.bgci.org/conservation/Aloe_dichotoma/)
Artikel der Namibian Sun vom Fri, 2011-12-02
Artikel von Brigitte Weidlich, in Windhoek for AFP, 06 Jan 2010
Der Köcherbaum kann leicht von Samen gezogen werden. Er bevorzugt gut durchlässigen Kompostboden, z.B. Kakteenerde,
und große Töpfe und einen sonnigen Standort. Er kann das ganze Jahr über gegossen werden, vorallem im Sommer bei gutem
Wetter, allerdings nicht bei Bewölkung oder in feuchten Wintern, hält aber auch Trockenperioden aus. Die Pflanze wächst
schneller unter guten Bedingungen, kann aber verfaulen, wenn sie zu feucht und zu kalt gehalten wird.
Vermehrung durch Abschnitte, die ein paar Tage getrocknet wurden, ist ebenfalls möglich.
Viele Botanische Gärten züchten den Köcherbaum, z.B. der Münchner Botanische Garten, in dessen Gewächshaus einige Exemplare von Aloe dichotoma und ramosissima zu bewundern sind. Allerdings sind die Köcherbäume noch recht jung, also kaum verzweigt.
Der Botanische Garten Kirstenbosch (Kapstadt/ Südafrika) ist ein Paradies für Pflanzenkenner und einer der größten Gärten der Welt. Das Gebiet umfaßt Flachland, Schluchten, Quellen und Bäche, sowie die östlichen Hänge des Tafelberges. An die 9000 einheimische Pflanzen werden hier gezüchet und angepflanzt: u.a. Erikas, Farne, Proteen und vieles andere mehr. Im Gewächshaus sind die empfindlichen Wüstenplanzen in ihrer natürlichen Umgebung zu bewundern, u.a. auch der Köcherbaum.
Ein neuer Köcherbaumwald wurde im Karoo National Botanical Garden in Worcester angelegt und hat eine Ausdehnung
von 2,0 Hektar. Angelegt wurde er auf dem östlichen Hang eines Hügels (koppie) in der Nähe der unteren Parkplatzfläche
des Karoo NBG. Das trockene, wüstenähnliche Klima des Karoo NBG ist ideal für diese Pflanzen.
Der Wald besteht aus 180 Bäumen, zwischen 0,5 bis 2m hoch. Sie wurden von einer Abbaustelle (degrated site)
bei Klein Pella in der nördlichen Kapprovinz im März 2000 hierher verpflanzt.
“… it stands erect on the ribs of the mountains, stark and dignified. I developed a strong affection for the kokerbooms, with
their unforgettable outline and brave blossoms. They are like the centurions of a forgotten legion, inured to wind, sun, thirst,
and freezing nights. From a distance they seem immensely sturdy: but when you come close you see how feeble and fragile they are,
scarcely able to cling to the rock.”.
Zitat aus "The Land God Made in Anger" by Jon Manchip White, George Allen and Unwin Ltd, 1970